DIE NEUEN BRÜCKENBAUER
Klinische/r Fachspezialist/in
Ein Berufsbild etabliert sich
Klinische Fachspezialistinnen und -spezialisten, Physician Assistant, Clinical Nurse: Alles Namen eines neuen Berufs, einer Weiterbildungsmöglichkeit für interessierte Gesundheitsfachpersonen. Immer häufiger trifft man sie in Spitälern an, so auch in den Rehakliniken von ZURZACH Care. Was macht diesen Beruf so attraktiv? Wir haben Simone Beck* einen Tag lang begleitet.
«Ich verstehe mich als Brückenbauerin zwischen Ärzteschaft und Pflegefachpersonen.»
Die Berufsbilder im Gesundheitswesen sind im Wandel. So hat sich in der Schweiz, wie auch bei ZURZACH Care der Beruf der Klinischen Fachspezialistinnen und Fachspezialisten aus dem Bedürfnis heraus entwickelt, Kaderärztinnen und -ärzte in ihren medizinischen und administrativen Aufgaben zu entlasten. Klinische Fachspezialistinnen und Fachspezialisten bilden eine Schnittstelle zwischen der Ärzteschaft und der Pflege. Sie übernehmen eine Art Vermittlerrolle und verbessern so die Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen und nehmen als konstante Ansprechperson für Patientinnen und Patienten eine wichtige Funktion im Behandlungsprozess wahr. Die Einführung der neuen Berufsgruppe startete im Jahr 2020 in der Rehaklinik Limmattal unter der Leitung des damaligen Chefarztes Prof. Dr. med. Sönke Johannes als mehrmonatige Pilotphase – mit Erfolg. Diesen erläutert Prof. Johannes wie folgt: «Ärztliche Ressourcen können gezielter eingesetzt und Überzeiten reduziert werden. Diese Entlastung ist wichtig, damit sich die Ärzteschaft auf ihr Kerngeschäft – die Behandlung der Patientinnen und Patienten – konzentrieren kann.» ZURZACH Care beschäftigt derzeit fünf ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit diesem Berufsbild.
Medizinische Aufgaben kompetent übernehmen
Die erste Klinische Fachspezialistin bei ZURZACH Care heisst Simone Beck, ist ausgebildete Physiotherapeutin und seit 1. Juni 2020 in ihrer neuen Funktion in der Rehaklinik Sonnmatt Luzern tätig. Als erfahrene Gesundheitsfachperson übernimmt sie über ihre spezifischen Aufgaben hinaus ärztliche Assistenzfunktionen, beauftragt durch die und in engem Austausch mit der Ärzteschaft. Zu den konkreten Aufgaben gehören das Ein- und Austrittsmanagement der Patientinnen und Patienten, die aktive Teilnahme an Ärzterapporten sowie die morgendliche Patientenvisite inklusive klinischer Untersuchung. Klinische Fachspezialistinnen und Fachspezialisten stellen zudem Rezepte aus, dokumentieren den Behandlungs- und Genesungsverlauf oder melden Patientinnen und Patienten für weiterführende Untersuchungen an. Auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärztinnen, Physiotherapeuten, Pflegefachpersonen und dem Sozialdienst sowie Gespräche mit Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen gehören zu ihren Aufgaben. Ihre Kompetenzen reichen somit klar über diejenigen des Pflegepersonals hinaus. Die medizinische Verantwortung liegt aber stets bei der Ärzteschaft.
«Als Klinische Fachspezialistin schätze ich meinen vielseitigen Job und den Austausch mit Patienten, Ärztinnen und Pflegefachpersonen.»
Wie kommt man dazu klinische/r Fachspezialist/in (KLIF) zu werden?
Als Pflegefachperson oder Therapeut/in hat man die Möglichkeit mittels einer Weiterbildung (CAS Klinische Fachspezialisten) eine/n KLIF zu werden. Bei ZURZACH Care werden die entsprechende Kosten übernommen.
Ein Ereignisreicher Tag von Simone Beck
7 - 8.15 Uhr, Vorbereitung der Eintritte des Tages
Es ist früh morgens um 7 Uhr, der Tag erwacht und Simone Beck sitzt bereits in die Unterlagen vertieft an ihrem Schreibtisch. Diese Zeit braucht sie auch, denn der heutige Arbeitstag ist vollgepackt mit Terminen. Verschnaufpausen wird es kaum geben, weshalb eine gute Vorbereitung die halbe Arbeit ist. Was hat sich bei den stationären Patientinnen und Patienten verändert? Welche Personen treten im Verlauf des Tages mit welchen Krankheitsbildern in die Rehaklinik ein? Es sind Fragen wie diese, die sie in den verbleibenden 30 Min. bis zum nächsten Termin, dem Ärzterapport, klären muss. Reicht die Zeit für das Schreiben eines Kostengutsprachegesuchs? Nein, doch es gelingt ihr noch, die Austrittsdokumente von zwei Patienten zu erstellen, die für deren medizinische und therapeutische Nachbetreuung wesentlich sind.
8.15 - 8.30 Uhr, Ärzterapport
Pünktlich um 8.15 Uhr beginnt der Ärzterapport. Anwesend sind der Chefarzt, ein Oberarzt sowie alle klinischen Fachspezialistinnen und Fachspezialisten. Nach einer ruhigen Nacht erfolgt die Übergabe vom diensthabenden Arzt der Nachtschicht: Im Expertengremium werden klinische Untersuchungen sowie Medikamenten- und Therapiepläne der Neueintritte des Vortages besprochen. Simone Beck weiss, wie wichtig diese Schnittstellenaufgabe zur Sicherstellung korrekter Informationen ist. Da ist zum Beispiel Patient Meier*, der sein blutdrucksenkendes Medikament nicht mitführt. Oder Patientin Keller*, deren Wundheilung sich deutlich verbessert hat und deren Verband deshalb nicht mehr täglich gewechselt werden muss. Ganz im Gegenzug zum Patienten Schmid* mit seinem geschwollenen Knie, das den Einsatz von entzündungshemmenden Medikamenten
und eine Anpassung des Therapieplans mit den Physiotherapeuten erfordert. Der Chefarzt
nickt anerkennend und bestätigt das Vorgehen. Abschliessend stellt Simone Beck die Patienten vor, welche neu eintreten, und weist auf Besonderheiten sowie mögliche Probleme hin. Mit Instruktionen an Ärzteschaft und Pflegepersonal endet der Rapport, der die Schicht eines jeden Anwesenden definiert.
Die Patientenvisite stellt für Simone Beck eines der Tageshighlights dar. Es sind diese individuellen Begegnungen, die ihr gesamtes Wissen und ihre Kompetenz erfordern. Jeder Fall ist anders, genauso wie die Bedürfnisse, die die Betroffenen haben. Beispielhaft zeigt sich das an einem Patienten, der heute die Rehaklinik Sonnmatt verlassen wird. Seine kognitive Beeinträchtigung erfordert die Anwesenheit seiner Angehörigen. Nur so kann Simone Beck sicherstellen, dass die Nachbetreuung gewährleistet ist. Ihr Einfühlvermögen für individuelle Situationen zeigt sich in dem Moment, als sie sich für den Patienten freut, dass er endlich wieder in seinem eigenen Bett schlafen darf. Es sind diese ganz persönlichen und häufig einfachen Wünsche, die im Leben eines Patienten einen grossen Unterschied machen. Während Simone Beck darüber sinniert und die Austrittsdokumente finalisiert und in einen Umschlag packt, trifft sie auf eine Kollegin der Physiotherapie, mit der sie kurzerhand eine Adaption eines Therapiemoduls bespricht. Erneut zeigt sich, dass die Klinische Fachspezialistin eine wichtige Schnittstelle einnimmt, die die Prozesse in der ganzen Rehaklinik optimieren.
9 - 12 Uhr, Visite durch Klinische Fachspezialistin
Den Dokumentationswagen vor sich herschiebend, macht sich Simone Beck auf den Weg zu ihrem ersten von insgesamt 18 Patientinnen und Patienten. Ziel ist es, ihnen klare Informationen über die nächsten Schritte ihrer Behandlung zu vermitteln. Sie sollen sich sicher und respektiert fühlen, persönliche Anliegen vorbringen und Probleme äussern können. Zum anderen ermöglicht ihr die Visite, den Fortschritt oder mögliche Defizite der Behandlung respektive der Therapie am Patienten festzustellen. Jegliche Anpassung dokumentiert sie sorgfältig im Patientendossier. So auch bei der Patientin, deren Schmerzen deutlich abgenommen haben und deren Medikation sukzessive abgebaut werden kann. Eine kleine Massnahme, die für die Betroffenen Grosses bewirkt. 17 weitere Patientenkontakte folgen, in denen Simone Beck versucht, das Leben jeder einzelnen Person etwas besser zu machen – mit Zuhören und indem sie versucht, im Genesungsprozess wichtige Fortschritte für die Patientinnen und Patienten zu erzielen. Und so vergeht die Zeit bis am Mittag wie im Flug. Mit leicht knurrendem Magen verschafft sie sich einen Überblick über die eingegangenen E-Mails, bevor sie eine kurze Mittagspause macht.
12.45 - 14 Uhr, Nachbesprechung mit Chefarzt
Der Chefarzt sitzt bereits an seinem Schreibtisch, als Simone Beck nach dem Mittag zur Nachbesprechung der Visite eintrifft. Sie informiert ihn über die am Vormittag durchgeführte Patientenvisite. In diesem Austausch zeigt sich auch die medizinische Kompetenz, die die Klinische Fachspezialistin mitbringen muss. Nur so lassen sich Fragestellungen und Unklarheiten präzise erörtern, damit notwendige medizinische und ärztliche Schritte in die Wege geleitet werden können. Das betrifft beispielsweise allfällige Änderungen an Medikamenten oder die Neubeurteilung eines Patienten aufgrund des von ihr festgestellten Zustands. Die Ärztinnen und Ärzte verlassen sich dabei auf ihren Bericht, was das gegenseitige Vertrauen in der Arbeitsbeziehung unterstreicht. Nach der Dokumentation der besprochenen Fälle widmet sich Simone Beck dem vielfältigen Tagesgeschäft: Es sind notwendige Untersuchungen anzumelden, Sprechstundentermine mit der Ernährungsberatung, dem Sozialdienst oder anderen medizinischen Kliniken zu koordinieren sowie das Kostengutsprachegesuch, wofür am Morgen keine Zeit mehr war, zu erstellen. Spätestens jetzt ist klar, dass die Arbeit als Klinische Fachspezialistin hohe Flexibilität und Selbstständigkeit erfordert.
14 - 17 Uhr, Tagesgeschäft
Im Durchschnitt gibt es täglich ein bis drei Patienteneintritte, von denen sie heute Nachmittag zwei übernimmt. Im Eintrittsgespräch führt sie sowohl die Anamnese als auch eine erste klinische Untersuchung (Eintrittsuntersuchung) durch und erhebt wichtige Informationen zum Gesundheitszustand. Das optimiert den diagnostischen Prozess, weil Beschwerden bereits zugeordnet und erste Untersuchungen schneller eingeleitet werden können. Plötzlich klingelt das Telefon. Eine KLIF-Kollegin benötigt einen Rat und fragt, ob sie kurz Zeit hat. Sie treffen sich in der Mitte. Auch dieser gegenseitige Austausch gehört zum Arbeitsalltag, genau wie die administrativen Aufgaben, denen sie für den Rest des Tages ihre Zeit widmen muss.
*Bitte beachten Sie, dass diese Reportage zu einem früheren Zeitpunkt erstellt worden ist und Simone Beck zwischenzeitlich in einem anderem Unternehmen tätig ist.
Jobs als Klinische/r Fachspezialist/in bei ZURZACH Care: https://bit.ly/3INAACd
