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Die neuen Brückenbauer

Klinische/r Fachspezialist/in

Ein Berufsbild etabliert sich

Kli­ni­sche Fach­spe­zia­lis­tin­nen und -spe­zia­lis­ten (KLIF), Phy­si­ci­an As­sis­tant, Cli­ni­cal Nur­se: Al­les Na­men ei­nes neu­en Be­rufs, ei­ner Wei­ter­bil­dungs­mög­lich­keit für in­ter­es­sier­te Ge­sund­heits­fach­per­so­nen. Im­mer häu­fi­ger trifft man sie in Spi­tä­lern an, so auch in den Re­ha­kli­ni­ken von ZURZACH Care. Was macht die­sen Be­ruf so at­trak­tiv? Mehrere Fachpersonen der Rehaklinik Sonnmatt geben Auskunft.

Saskia Bohn_klein

 

«Zusammengefasst ist eine Klinische Fachspezialistin der Knotenpunkt im interdisziplinären Setting der Rehaklinik.»

Die Berufsbilder im Gesundheitswesen sind im Wandel. So hat sich in der Schweiz, wie auch bei ZURZACH Care der Beruf der Klinischen Fachspezialistinnen und Fachspezialisten aus dem Bedürfnis heraus entwickelt, Kaderärztinnen und -ärzte in ihren medizinischen und administrativen Aufgaben zu entlasten. Klinische  Fachspezialistinnen und Fachspezialisten bilden eine Schnittstelle zwischen der Ärzteschaft und der Pflege. Sie übernehmen eine Art Vermittlerrolle und verbessern so die Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen und nehmen als konstante Ansprechperson für Patientinnen und Patienten eine wichtige Funktion im Behandlungsprozess wahr. Die Einführung der neuen Berufsgruppe startete im Jahr 2020 in der Rehaklinik Limmattal unter der Leitung des damaligen Chefarztes Prof. Dr. med. Sönke Johannes als mehrmonatige  Pilotphase – mit Erfolg. Mittlerweile setzt ZURZACH Care die KLIF im gesamten Unternehmen ein.

Das Prinzip hat sich bewährt, wie auch Dr. med. Thomas Dorn, Chefarzt der Rehaklinik Sonnmatt Luzern, bestätigt: «Die KLIF überblicken die einzelnen Fälle sehr gut. Sie wissen, was bei den Patientinnen und Patienten und in den Therapien läuft. Auf diese Informationen sind wir bei der Steuerung der Therapien und des Austritts nachher angewiesen.» Allgemein habe sich sein Alltag zum Positiven gewendet, da sich die KLIF sehr mit der Arbeit identifizierten und spezifische Erfahrung in der Rehabilitation mitbrächten. «Das entlastet mich im Tagesgeschäft», so Dorn.

Medizinische Aufgaben kompetent übernehmen 

Saskia Bohn arbeitet als Kli­ni­sche Fach­spe­zia­lis­tin bei ZURZACH Care in der Rehaklinik Sonnmatt Luzern. Ursprünglich ist sie ausgebildete Physiotherapeutin und bildete sich weiter zur KLIF. Die Rehabilitation habe sie immer gereizt, weshalb sie den Weg zu ZURZACH Care gefunden hat: «Mich erfreut jeden Tag aufs Neue, dass man die Patientinnen und Patienten sowie deren Umfeld mit kleinen Dingen wie Humor oder einer positiven Grundhaltung mitreissen und so den Reha-Verlauf beeinflussen kann.» Als er­fah­re­ne Ge­sund­heits­fach­per­son über­nimmt sie über ihre spe­zi­fi­schen Auf­ga­ben hin­aus ärzt­li­che As­sis­tenz­funk­tio­nen, be­auf­tragt durch die Ärz­te­schaft und in engem Austausch mit ihr. Zu den kon­kre­ten Auf­ga­ben ge­hö­ren das Ein- und Aus­tritts­ma­nage­ments der Pa­ti­en­tin­nen und Pa­ti­en­ten, die ak­ti­ve Teil­nah­me an Ärz­te­rap­por­ten so­wie die mor­gend­li­che Pa­ti­en­ten­vi­si­te in­klu­si­ve kli­ni­scher Un­ter­su­chung. Kli­ni­sche Fach­spe­zia­lis­tin­nen und Fach­spe­zia­lis­ten stel­len zu­dem Re­zep­te aus, do­ku­men­tie­ren den Be­hand­lungs- und Ge­ne­sungs­ver­lauf oder mel­den Pa­ti­en­tin­nen und Pa­ti­en­ten für wei­ter­füh­ren­de Un­ter­su­chun­gen an.

Auch die in­ter­dis­zi­pli­nä­re Zu­sam­men­ar­beit mit Ärz­tin­nen, Phy­sio­the­ra­peu­ten, Pfle­ge­fach­per­so­nen und dem So­zi­al­dienst so­wie Ge­sprä­che mit Pa­ti­en­tin­nen und Pa­ti­en­ten und de­ren An­ge­hö­ri­gen ge­hö­ren zu ih­ren Auf­ga­ben. Davon profitieren alle, wie die Ergotherapeutin Rahel Schmidiger festhält: «KLIF sind die Schnittstelle zwischen dem ärztlichen Dienst und den anderen Disziplinen. Sie koordinieren Patientenbedürfnisse sowie Anliegen, die uns Therapeutinnen und Therapeuten auffallen. Sie handhaben Patientenanliegen aber auch direkt, ohne Umweg über die Therapie.» Die Kom­pe­ten­zen der KLIF rei­chen so­mit klar über die­je­ni­gen einer Pflegefachperson oder einer Therapeutin und eines Therapeuten hin­aus. Die me­di­zi­ni­sche Ver­ant­wor­tung liegt aber stets bei der Ärz­te­schaft. Abschliessend hält Thomas Dorn fest: «Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit und auch auf die weitere Entwicklung dieses Berufsbildes, das wir hier ja auch mitgestalten.»

«Mich erfreut jeden Tag aufs Neue, dass man die Patientinnen und Patienten sowie deren Umfeld mit kleinen Dingen wie Humor oder einer positiven Grundhaltung mitreissen und so den Reha-Verlauf beeinflussen kann.»

Wie kommt man dazu klinische/r Fachspezialist/in (KLIF) zu werden? 

Als Pflegefachperson oder Therapeut/in hat man die Möglichkeit mittels einer Weiterbildung (CAS Klinische Fachspezialisten) eine/n KLIF zu werden. Bei ZURZACH Care werden die entsprechende Kosten übernommen. 

Ein Ereignisreicher Tag von Simone Beck*

7-8.15_KLIF

7 - 8.15 Uhr, Vorbereitung der Eintritte des Tages
Es ist früh morgens um 7 Uhr, der Tag erwacht und Simone Beck sitzt bereits in die Unterlagen vertieft an ihrem Schreibtisch. Diese Zeit braucht sie auch, denn der heutige Arbeitstag ist vollgepackt mit Terminen. Verschnaufpausen wird es kaum geben,  weshalb eine gute Vorbereitung die halbe Arbeit ist. Was hat sich bei den stationären Patientinnen und Patienten verändert? Welche Personen treten im Verlauf des Tages mit welchen Krankheitsbildern in die Rehaklinik ein? Es sind Fragen wie diese, die sie in den verbleibenden 30 Min. bis zum nächsten Termin, dem Ärzterapport, klären muss. Reicht die Zeit für das Schreiben eines Kostengutsprachegesuchs? Nein, doch es gelingt ihr noch, die Austrittsdokumente von zwei Patienten zu erstellen, die für deren medizinische und therapeutische Nachbetreuung wesentlich sind.

8.15-8.30_KLIF

8.15 - 8.30 Uhr, Ärzterapport
Pünktlich um 8.15 Uhr beginnt der Ärzterapport. Anwesend sind der Chefarzt, ein Oberarzt sowie alle klinischen Fachspezialistinnen und Fachspezialisten. Nach einer ruhigen Nacht erfolgt die Übergabe vom diensthabenden Arzt der Nachtschicht: Im Expertengremium werden klinische Untersuchungen sowie Medikamenten- und Therapiepläne der Neueintritte des Vortages besprochen. Simone Beck weiss, wie wichtig diese Schnittstellenaufgabe zur Sicherstellung korrekter Informationen ist. Da ist zum Beispiel Patient Meier*, der sein blutdrucksenkendes Medikament nicht mitführt. Oder Patientin Keller*, deren Wundheilung sich deutlich verbessert hat und deren Verband deshalb nicht mehr täglich gewechselt werden muss. Ganz im Gegenzug zum Patienten Schmid* mit seinem geschwollenen Knie, das den Einsatz von entzündungshemmenden Medikamenten
und eine Anpassung des Therapieplans mit den Physiotherapeuten erfordert. Der Chefarzt 
nickt anerkennend und bestätigt das Vorgehen. Abschliessend stellt Simone Beck die Patienten vor, welche neu eintreten, und weist auf Besonderheiten sowie mögliche Probleme hin. Mit Instruktionen an Ärzteschaft und Pflegepersonal endet der Rapport, der die Schicht eines jeden Anwesenden definiert. 

8.30-9_Klif
8.30 - 9 Uhr, Austrittsgespräche und Vorbereitung Visite
Die Patientenvisite stellt für Simone Beck eines der Tageshighlights dar. Es sind diese individuellen Begegnungen, die ihr gesamtes Wissen und ihre Kompetenz erfordern. Jeder Fall ist anders, genauso wie die Bedürfnisse, die die Betroffenen haben. Beispielhaft zeigt sich das an einem Patienten, der heute die Rehaklinik Sonnmatt verlassen wird. Seine kognitive Beeinträchtigung erfordert die Anwesenheit seiner Angehörigen. Nur so kann Simone Beck sicherstellen, dass die Nachbetreuung gewährleistet ist. Ihr Einfühlvermögen für individuelle Situationen zeigt sich in dem Moment, als sie sich für den Patienten freut, dass er endlich wieder in seinem eigenen Bett schlafen darf. Es sind diese ganz persönlichen und häufig einfachen Wünsche, die im Leben eines Patienten einen grossen Unterschied machen. Während Simone Beck darüber sinniert und die Austrittsdokumente finalisiert und in einen Umschlag packt, trifft sie auf eine Kollegin der Physiotherapie, mit der sie kurzerhand eine Adaption eines Therapiemoduls bespricht. Erneut zeigt sich, dass die Klinische Fachspezialistin eine wichtige Schnittstelle einnimmt, die die Prozesse in der ganzen Rehaklinik optimieren. 


9-12_KLIF

9 - 12 Uhr, Visite durch Klinische Fachspezialistin
Den Dokumentationswagen vor sich herschiebend, macht sich Simone Beck auf den Weg zu ihrem ersten von insgesamt 18 Patientinnen und Patienten. Ziel ist es, ihnen klare Informationen über die nächsten Schritte ihrer Behandlung zu vermitteln. Sie sollen sich sicher und respektiert fühlen, persönliche Anliegen vorbringen und Probleme äussern können. Zum anderen ermöglicht ihr die Visite, den Fortschritt oder mögliche Defizite der Behandlung respektive der Therapie am Patienten festzustellen. Jegliche Anpassung dokumentiert sie sorgfältig im Patientendossier. So auch bei der Patientin, deren Schmerzen deutlich abgenommen haben und deren Medikation sukzessive abgebaut werden kann. Eine kleine Massnahme, die für die Betroffenen Grosses bewirkt. 17 weitere Patientenkontakte folgen, in denen Simone Beck versucht, das Leben jeder einzelnen Person etwas besser zu machen – mit Zuhören und indem sie versucht, im Genesungsprozess wichtige Fortschritte für die Patientinnen und Patienten zu erzielen. Und so vergeht die Zeit bis am Mittag wie im Flug. Mit leicht knurrendem Magen verschafft sie sich einen Überblick über die eingegangenen E-Mails, bevor sie eine kurze Mittagspause macht.

12.45-14_KLIF

12.45 - 14 Uhr, Nachbesprechung mit Chefarzt
Der Chefarzt sitzt bereits an seinem Schreibtisch, als Simone Beck nach dem Mittag zur Nachbesprechung der Visite eintrifft. Sie informiert ihn über die am Vormittag durchgeführte Patientenvisite. In diesem Austausch zeigt sich auch die medizinische Kompetenz, die die Klinische Fachspezialistin mitbringen muss. Nur so lassen sich Fragestellungen und Unklarheiten präzise erörtern, damit notwendige medizinische und ärztliche Schritte in die Wege geleitet werden können. Das betrifft beispielsweise allfällige Änderungen an Medikamenten oder die Neubeurteilung eines Patienten aufgrund des von ihr festgestellten Zustands. Die Ärztinnen und Ärzte verlassen sich dabei auf ihren Bericht, was das gegenseitige Vertrauen in der Arbeitsbeziehung unterstreicht. Nach der Dokumentation der besprochenen Fälle widmet sich Simone Beck dem vielfältigen Tagesgeschäft: Es sind notwendige Untersuchungen anzumelden, Sprechstundentermine mit der Ernährungsberatung, dem Sozialdienst oder anderen medizinischen Kliniken zu koordinieren sowie das Kostengutsprachegesuch, wofür am Morgen keine Zeit mehr war, zu erstellen. Spätestens jetzt ist klar, dass die Arbeit als Klinische Fachspezialistin hohe Flexibilität und Selbstständigkeit erfordert. 

14-17_KLIF

14 - 17 Uhr, Tagesgeschäft
Im Durchschnitt gibt es täglich ein bis drei Patienteneintritte, von denen sie heute Nachmittag zwei übernimmt. Im Eintrittsgespräch führt sie sowohl die Anamnese als auch eine erste klinische Untersuchung (Eintrittsuntersuchung) durch und erhebt wichtige Informationen zum Gesundheitszustand. Das optimiert den diagnostischen Prozess, weil Beschwerden bereits zugeordnet und erste Untersuchungen schneller eingeleitet werden können. Plötzlich klingelt das Telefon. Eine KLIF-Kollegin benötigt einen Rat und fragt, ob sie kurz Zeit hat. Sie treffen sich in der Mitte. Auch dieser gegenseitige Austausch gehört zum Arbeitsalltag, genau wie die administrativen Aufgaben, denen sie für den Rest des Tages ihre Zeit widmen muss. 


*Bitte beachten Sie, dass diese Reportage zu einem früheren Zeitpunkt erstellt worden ist und Simone Beck zwischenzeitlich in einem anderem Unternehmen tätig ist.

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