Sie lesen gerade: Therapiemassnahmen nach einem Schlaganfall

Therapiemassnahmen nach einem Schlaganfall

Carolin, was genau passiert bei einem Schlaganfall und was sind die Folgen?

Ein Schlaganfall kann plötzlich auftreten und einschneidende Folgen haben. Um Schäden zu minimieren, ist eine möglichst schnelle Reaktion unerlässlich. Therapiemassnahmen sowie eine Rehabilitation innerhalb eines interdisziplinären Teams mithilfe technologiegestützter Therapien helfen, wieder ins Leben zurückzufinden. Wir haben mit Carolin Noll, Fachexpertin für Physiotherapie in der ZURZACH Care Rehaklinik in Bad Zurzach, gesprochen.

 

Grundsätzlich kommt es bei einem Schlaganfall zu einer Minderdurchblutung eines Teiles des Gehirns. Dabei gibt es zwei Formen des Schlaganfalls:
Einerseits den ischämischen Schlaganfall, bei dem es zu einem Verschluss eines Gefässes kommt. Diese Form des Schlaganfalls tritt mit ca. 85% am häufigsten auf. Durch den Verschluss (meist durch ein Blutgerinnsel) wird die Zufuhr von sauerstoffreichem Blut ins Gehirn unterbrochen, wodurch es zur Schädigung von Gehirngewebe kommt. 
Andererseits gibt es den hämorrhagischen Schlaganfall (Blutung), bei dem es zu einer Schädigung eines Gefässes im Gehirn kommt. Das austretende Blut erhöht den Druck auf das Hirngewebe. Dadurch kommt es wiederum zu einer Behinderung der Versorgung mit Sauerstoff bzw. Nährstoffen, wodurch das Hirngewebe Schaden nimmt. Dies ist deutlich weniger der Fall, nur ca. 15% der Schlaganfälle passieren durch Blutungen.

Die Folgen des Schlaganfalles sind in beiden Fällen davon abhängig, welches Gefäss bzw. Gehirnareal geschädigt wurde. Dadurch können die Auswirkungen sehr unterschiedlich sein: Lähmungen und Sensibilitätsstörungen (oft einseitig), Sprach- und Sprechstörungen, Sehverlust, Schluckstörungen, kognitive Beeinträchtigungen (Gedächtnis, Aufmerksamkeit), Schwindel, Gleichgewichtsstörungen und emotionale Veränderungen wie Depression oder Angst. 

Welche internistischen Erkrankungen können langfristig zu einem Schlaganfall führen?

Internistische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Nierenkrankheiten, endokrine Erkrankungen (z.B. Schilddrüsenüberfunktion), Herzerkrankungen und Schlafapnoe erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall deutlich. Der Grund ist meist eine langfristige schädliche Erhöhung des Blutdrucks. 
Daneben gelten natürlich noch weitere bekannte Risikofaktoren wie z.B. Rauchen, Übergewicht oder Bewegungsmangel als äusserst relevante Faktoren.

Wie sehen Therapiemassnahmen bei einem Schlaganfall aus?

Die Akutbehandlung bei einem Schlaganfall richtet sich nach der Ursache (Ischämie oder Blutung). Deshalb ist die Diagnostik mittels CT oder MRI als erstes indiziert. Der ischämische Schlaganfall wird so schnell wie möglich mittels Thrombolyse oder Lysetherapie behandelt. Dabei werden blutverdünnende Medikamente eingesetzt, damit sich das Blutgerinnsel auflöst. Teilweise ist auch eine Thrombektomie erforderlich (mechanische Entfernung des Blutgerinnsels), wenn das Gerinnsel sehr gross ist. 
Bei einer Blutung wäre eine Blutverdünnung fatal, da dann noch mehr Blut ins Hirngewebe austreten würde. Hier ist der wichtigste Baustein der Behandlung das Blutdruckmanagement. Ist der Hirndruck durch die Blutung zu gross, muss dieser gesenkt werden. Dies geschieht mittels neurochirurgischer operativer Massnahmen. Dabei wird der Schädel geöffnet und die Blutung entfernt. Teilweise sind auch minimal-invasive Verfahren möglich. 

Diese Interventionen finden innerhalb einer spezialisierten Stroke-Unit oder in einem Stroke-Center statt. Anschliessend werden die Patientinnen und Patienten von spezialisierten Fachpersonen (Stroke-Team) betreut. Dieses Team arbeitet nach einem Konzept, das interprofessionelle Mobilisations-, Lagerungs-, Schluck- und rehabilitative Therapiekonzepte sowie ein Weiterbetreuungskonzept beinhaltet. Das Ziel ist die Minimierung von Defiziten und die Prävention von Komplikationen. Dabei sind verschiedenste Disziplinen involviert: Medizin, Pflege, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. Im rehabilitativen Verlauf kommt der Sozialdienst, die Ernährungsberatung, das Case Management sowie die Neuropsychologie dazu. 

In der Physiotherapie wird der Schwerpunkt in der frühen Rehabilitationsphase auf eine zeitnahe Mobilisation gelegt. Hauptsächlich, um dem Verlust von Muskelmasse entgegen zu wirken, die Belastbarkeit des kardiovaskulären sowie respiratorischen Systems so gut wie möglich zu erhalten und zu verbessern sowie sekundäre Probleme wie Druckstellen, Kontrakturen oder Ähnliches zu vermeiden. 

"Bei ZURZACH Care richtet sich der Schwerpunkt der Therapie nach den Defiziten der Betroffenen."

Langzeittherapie und Rehabilitation:
Im weiteren Verlauf werden die Patientinnen und Patienten dann in die neurologische Reha verlegt. Bei ZURZACH Care richtet sich der Schwerpunkt der Therapie nach den Defiziten der Betroffenen. In der Physiotherapie liegt der Schwerpunkt meist auf der Mobilität und dem Gleichgewicht und den dafür benötigten Voraussetzungen wie z.B. Muskelkraft oder Beweglichkeit. In der Ergotherapie liegt der Schwerpunkt auf Alltagsaktivitäten sowie den kognitiven Defiziten. Sprech- und Schluckbeschwerden sind der Schwerpunkt der Logopädie. Zudem erhalten viele Patientinnen und Patienten eine psychologische Betreuung nach einem Schlaganfall. 

Zur Langzeittherapie gehört auch, die Risikofaktoren für einen erneuten Schlaganfall möglichst zu reduzieren. Dazu gehört meist die medikamentöse Therapie (beispielsweise Blutdrucksenker oder ähnliches). Betroffene profitieren ebenfalls von einer Ernährungsberatung und einer Veränderung ihres Lebensstils. 

Welche technologiegestützten Therapien bieten sich für die Reha nach einem Schlaganfall an?

Es gibt bei ZURZACH Care verschiedene technologiegestützte Therapien, welche sich in der Rehabilitation nach einem Schlaganfall anbieten. Beispielsweise der Gangroboter, wodurch das Gehen bereits in einer frühen Phase wiederaufgebaut werden kann. Ebenfalls gibt es Arm-/Handroboter, mit welchen Greifbewegungen oder feinmotorische Aufgaben geübt werden können. Weiter ist es möglich, kognitive Aufgaben und Reaktion kombiniert mit Gleichgewichtsaufgaben zu trainieren (beispielsweise mit dem Dividat oder mit dem Exercube). 
Die technologiegestützten Therapien sind somit eine gute Ergänzung zu den klassischen Therapien und helfen die Mobilität, Funktionsfähigkeit und Lebensqualität zu verbessern. 

Ein Beispiel für eine Therapie nach einem Schlaganfall bei ZURZACH Care sind in diesem Beitrag des Gesundheitsmagazins CheckUp zu sehen.

Schlaganfall-1