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Körper und Gefühle durch Musik, Tanz und Malen besser wahrnehmen

Kreativität steckt in fast allen Menschen und ist entgegen der weitverbreiteten Vorstellungen nicht nur für Tätigkeiten der bildenden oder darstellenden Kunst notwendig. Wir nutzen sie im Alltag, sei es beim Kochen und Werken oder bei der Gartengestaltung. Kreative Handlungen erfordern ein Zusammenspiel aus Begabung, Wissen, Können, intrinsischer Motivation, Freude am Ausprobieren und Verändern und Flexibilität. Kreativtherapien fördern funktionelle und kognitive Aspekte sowie Körperwahrnehmung und Sensibilität.

Kontakt mit der eigenen Lebendigkeit

Gerade bei Schmerzerkrankungen können Kreativtherapien Spannungen und Blockaden lösen und die Kommunikation unterstützen. In der neurologischen Rehabilitation begünstigen Kreativtherapien Konzentration und Aufmerksamkeit und verbessern die Feinmotorik. Für Monika Zemp, Leitende Neuropsychologin bei ZURZACH Care und verantwortlich für die Kreativtherapien, sind diese Therapieformen in der Behandlung von neurologischen Patienten und Patientinnen elementar und bilden auch einen wertvollen Teil der Schmerzprogramme: «Kreativtherapien bringen Menschen in Kontakt mit der eigenen Lebendigkeit und fördern den persönlichen Ausdruck. Das gesteigerte Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten unterstützt den Genesungsprozess.»

Menschen drücken sich durch Bilder aus

Durch das Malen eines Bildes wird etwas Bleibendes erschaffen, das man anschauen, verändern, bewahren oder verschenken kann. Entscheidend bei der Maltherapie ist, dass die Patientinnen und Patienten eine Beziehung zum Bild finden, sich damit auseinandersetzen. Ob mit Pinsel, einem Spachtel oder mit den Händen – das Erschaffen eines eigenen Bildes weckt Freude und Stolz. Farben bewirken emotionale Assoziationen, die dank dem aktiven schöpferischen Zugang durch das Malen anders bearbeitet und wahrgenommen werden können. Die therapeutischen Fachpersonen unterstützen die Malenden, sich darauf einzulassen und begleiten den Prozess.

Musik und Tanz fördern die eigene Wahrnehmung

Wenn wir Musik hören, musizieren oder tanzen, ist fast unser gesamtes Gehirn aktiv, darunter auch unsere Gefühlswelt. Körperempfinden, Gedanken und Gefühle stehen in engem Zusammenhang zueinander. Die Tanz- und Körpertherapie hilft dabei, die Lebendigkeit zu entfalten und das eigene Körperempfinden bewusst wahrzunehmen. Die Therapeutinnen und Therapeuten können daran teilnehmen und den Betroffenen so wichtige Rückmeldungen geben.

Das nonverbale Kontakt- und Kommunikationsverhalten fördern

In der aktiven Therapie spielen Patientinnen und Patienten Instrumente und improvisieren. Das fördert das Ausdrucksvermögen sowie das Kontakt- und Kommunikationsverhalten auf der nonverbalen Ebene. Der Stimme kommt als persönlicher und emotionaler Ausdruck ein besonderer Stellenwert zu. In der rezeptiven Musiktherapie hören Patientinnen und Patienten Klänge, Melodien oder Geräusche – ab Tonträger oder von der Musiktherapeutin selber gespielt. Die Höreindrücke ermöglichen eine Distanzierung zum Schmerzerleben und/oder einer Verringerung desjenigen und sie unterstützen und fördern die Krankheitsverarbeitung.