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Mi­grä­ne und En­do­me­trio­se – eine ver­bor­ge­ne Ver­bin­dung

Aus der For­schung

Mi­grä­ne und En­do­me­trio­se ge­hö­ren zu den häu­figs­ten chro­ni­schen Schmerz­syn­dro­men bei Frau­en. Bei­de Er­kran­kun­gen be­ein­flus­sen das Le­ben der Be­trof­fe­nen mas­siv – und den­noch wird ihr Zu­sam­men­spiel in der me­di­zi­ni­schen For­schung bis­lang kaum be­rück­sich­tigt. Ein in­ter­dis­zi­pli­nä­res For­schungs­team von ZURZACH Care hat sich in Zu­sam­men­ar­beit mit der Kli­nik für Re­pro­duk­ti­ons­en­do­kri­no­lo­gie der Frauenklinik am Universitätsspital Zürich die­ser Fra­ge­stel­lung an­ge­nom­men – mit auf­schluss­rei­chen Er­geb­nis­sen.

Nor­ma­ler­wei­se bil­det sich die Ge­bär­mut­ter­schleim­haut in der Ge­bär­mut­ter, um ei­nem be­fruch­te­ten Ei die Ein­nis­tung zu er­mög­li­chen. In man­chen Fäl­len je­doch wach­sen Schleim­haut­zel­len aus­ser­halb der Ge­bär­mut­ter, was – durch den hor­mo­nel­len Zy­klus be­ein­flusst – Ent­zün­dun­gen, Schmer­zen und Nar­ben­bil­dun­gen ver­ur­sa­chen kann. Die­ses Krank­heits­bild wird als En­do­me­trio­se be­zeich­net.

Ein­blick in die Stu­die

Im Rah­men ei­ner Be­ob­ach­tungs­stu­die wur­den 94 prä­me­no­pau­sa­le Frau­en mit ge­si­cher­ter En­do­me­trio­se und gleich­zei­tig dia­gnos­ti­zier­ter Mi­grä­ne un­ter­sucht. 
Die Pa­ti­en­tin­nen der Be­ob­ach­tungs­stu­die wur­den zwi­schen 2015 und 2021 am­bu­lant am Uni­ver­si­täts­spi­tal Zü­rich be­treut. Ne­ben der Aus­wer­tung der Pa­ti­en­ten­dos­siers wur­den struk­tu­rier­te Te­le­fon­in­ter­views durch­ge­führt, um de­tail­lier­te In­for­ma­tio­nen zur Mi­grä­ne­sym­pto­ma­tik, Me­di­ka­men­ten­ein­nah­me und All­tags­be­ein­träch­ti­gung zu er­fas­sen. 
Die Mi­grä­ne wur­de nach kla­ren, in­ter­na­tio­na­len Re­geln er­kannt – den so­ge­nann­ten ICHD-3-Kri­te­ri­en. Die­se hel­fen Ärzt/​in­nen, Mi­grä­ne zu­ver­läs­sig zu er­ken­nen und von an­de­ren Ar­ten von Kopf­schmer­zen ab­zu­gren­zen (z. B. Span­nungs­kopf­schmerz oder Clus­ter­kopf­schmerz). Zu­sätz­lich wur­de ein Fra­ge­bo­gen na­mens MI­DAS ein­ge­setzt. Er zeigt, wie stark die Mi­grä­ne das Le­ben der Be­trof­fe­nen im All­tag ein­schränkt.

Be­mer­kens­wer­te Er­kennt­nis­se

Ein über­ra­schend ho­her An­teil der Teil­neh­me­rin­nen – 41 % – litt an Mi­grä­ne mit Aura, häu­fig ver­bun­den mit ei­nem sehr frü­hen Krank­heits­be­ginn (un­ter 17 Jah­ren). Be­son­ders auf­fäl­lig war der häu­fi­ge Ge­brauch von Schmerz­mit­teln bei Re­gel­schmer­zen, der wie­der­um mit ei­nem er­höh­ten Ri­si­ko für me­di­ka­men­ten­in­du­zier­te Kopf­schmer­zen ein­her­ging.
In­ter­es­san­ter­wei­se zeig­te sich kei­ne Kor­re­la­ti­on zwi­schen dem Schwe­re­grad der En­do­me­trio­se (ASRM-Score) und der Mi­grä­ne­sym­pto­ma­tik. Da­für wur­de ein Rück­gang der Mi­grä­ne­häu­fig­keit über ei­nen Zeit­raum von fünf Jah­ren fest­ge­stellt – mög­li­cher­wei­se eine Fol­ge der En­do­me­triosethe­ra­pie.

War­um die­se Er­geb­nis­se wich­tig sind

Die­se Stu­die ver­deut­licht, wie wich­tig eine früh­zei­ti­ge und ganz­heit­li­che Dia­gnos­tik bei Frau­en mit chro­ni­schen Schmer­zen ist. Die Er­geb­nis­se le­gen nahe, dass Mi­grä­ne und En­do­me­trio­se nicht nur häu­fig ge­mein­sam auf­tre­ten, son­dern sich auch ge­gen­sei­tig be­ein­flus­sen kön­nen – ins­be­son­de­re über Schmerz­mit­tel­ge­brauch und hor­mo­nel­le Fak­to­ren. Stu­di­en wie die­se lie­fern wert­vol­le Hin­wei­se, um The­ra­pie­an­sät­ze bes­ser auf­ein­an­der ab­zu­stim­men und die Le­bens­qua­li­tät der Be­trof­fe­nen nach­hal­tig zu ver­bes­sern.

Die voll­stän­di­ge Stu­die ist of­fen un­ter fol­gen­dem Link zu­gäng­lich:
https://doi.org/10.1007/s13760-024-02484-2

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