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Wenn der Rücken schmerzt, das Knie zwackt und die Gelenke weh tun.

Interview mit Dr. med. Peter A. Wyss, Chefarzt MSK Rehaklinik Bad Zurzach

Wer kennt es nicht – der Rücken schmerzt, das Knie zwackt und die Gelenke tun weh. Schmerzen betreffen früher oder später jeden Menschen mindestens einmal im Leben und können sich mit zunehmenden Alter verstärken. Dass man diesem Prozess nicht hilflos ausgeliefert ist, bestätigt Dr. med. Peter A. Wyss, Chefarzt MSK der ZURZACH Care Rehaklinik Bad Zurzach. Er besitzt den Facharzttitel Allgemeine Innere Medizin / Rheumatologie / Physikalische Medizin und Rehabilitation und berät seit vielen Jahren Patientinnen und Patienten mit rheumatologischen Erkrankungen, die eine muskuloskelettale Rehabilitation benötigen.

Dr. med. Peter A. Wyss, was muss ein Laie unter muskuloskelettaler Rehabilitation verstehen und was umfasst diese?

Die muskuloskelettale Rehabilitation – besser bekannt unter «Rheuma» – ist ein Fachgebiet und keine Diagnose. Dieses Gebiet zählt zu den zentralen Bereichen von ZURZACH Care und betrifft im Allgemeinen die Rehabilitation des Bewegungsapparats. Verschiedene Disziplinen wie die Innere Medizin, Neurologie, Orthopädie, Schmerztherapie und weitere Gebiete werden miteinander verknüpft, um Patientinnen und Patienten bestmöglich und individuell beraten zu können.

«Die muskuloskelettale Rehabilitation, besser bekannt unter Rheuma, ist ein Fachgebiet und keine Diagnose.»

Was ist das Ziel der muskuloskelettalen Rehabilitation?

Das Ziel ist, krankheitsbedinge Schmerzen zu beseitigen oder zu vermindern und die ursprüngliche Funktionsfähigkeit und Lebensqualität wieder herzustellen. Je früher eine Patientin oder ein Patient rehabilitiert werden kann, desto grösser sind seine Chancen, ihn wieder in sein bisheriges Umfeld zurückzuführen.

Mit welchen Krankheitsbildern kommen Patientinnen und Patienten häufig zu Ihnen? 

Personen mit chro­ni­schen Rü­cken­schmer­zen, Ar­thro­se, Os­teo­po­ro­se oder rheu­ma­to­ider Ar­thri­tis klopfen oft bei mir in der Rehaklinik Bad Zurzach an. Die Überalterung der Gesellschaft ist unter anderem ein Faktor, weshalb diese Erkrankungen zu den häufigsten Krankheitsbildern zählen und auch in Zukunft weiter ansteigen werden.

Wenn sich Schmerzen bemerkbar machen und nicht nur von kurzfristiger Dauer sind, welches Vorgehen raten Sie Betroffenen?

Eine für jeden Fall gültige Anleitung kann ich ohne Diagnose nicht geben. Wenn aber die Schmerzen über mehrere Tage bis Wochen anhalten und eventuell sogar zunehmen, ist im Normalfall die Hausärztin oder der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Sollte die Erstbehandlung innerhalb ein paar Wochen keine deutliche Verbesserung aufzeigen, rate ich eine Überweisung an die Rheumatologin oder den Rheumatologen für eine vertiefte Abklärung. Je nach Ergebnis folgen dann im Anschluss eine ambulante Therapie oder ein stationärer Aufenthalt.

Mit welchen Therapieformen rehabilitiert ZURZACH Care seine Patientinnen und Patienten und haben sich die Therapiemöglichkeiten für Rheumapatienten in den letzten Jahren verändert?

Die aktive Therapie wie Physiotherapie oder Medizinische Trainingstherapie (MTT) sind zentrale Therapieformen bei der muskuloskelettalen Rehabilitation. Bei Arthrose beispielsweise können die Schmerzen anfangs so stark sein, dass eine Therapie im Wasser sinnvoll ist. Wasser macht die Muskeln weich und der Auftrieb im Wasser entlastet die Gelenke um 2/3 des Körpergewichts, was die Schmerzen bei Bewegung reduziert.

Auch auf den Bereich Forschung sowie Roboter- und technologiegestützte Therapien legen wir bei ZURZACH Care viel Wert. Am Gangroboter (the Float) können sich Patientinnen und Patienten in einer natürlichen Haltung dreidimensional durch den Raum bewegen und Treppensteigen üben. Das neurologische Zusammenspiel zwischen Muskeln und Hirn kommt wieder in Gange, was sehr relevant für den Automatismus beim Gehen und für die Genesung generell ist.

«Der heutige Lifestyle und die enorme Leistungsgesellschaft begünstigen rheumatologische Erkrankungen.»

Gibt es einen Zusammenhang des heutigen Lebensstils mit rheumatologischen Erkrankungen?

Es ist tatsächlich so, dass der heutige Lifestyle rheumatologische Erkrankungen eher begünstigt. In unserer Leistungsgesellschaft muss es oft schnell gehen. Das beginnt mit einer einseitigen Ernährung und viel Fastfood. Oft fehlt die Zeit für ausreichend Bewegung im Alltag und häufiges Sitzen bei der Arbeit begünstigt unter anderem auch Fehlhaltungen und muskuläre Dysbalancen. Die Pflege einer regelmässigen Bewegungshygiene, einer vitamin- und mineralstoffreichen Ernährung, wenig Alkohol, Verzicht auf Rauchen und wiederkehrende Entspannung ist für die Prävention rheumatologischer Erkrankungen von Bedeutung. Vor allem erscheint mir auch wichtig zu betonen, dass jeder einzelne die Verantwortung für seinen bisher geführten Lebensstil selbst tragen muss und ein von der Ärztin oder vom Arzt verschriebenes Medikament nicht die Ursachen wegmachen und alle Erkrankungen heilen kann. Dann sind konsequentes Therapieren und Dranbleiben unumgänglich.


Dr. med. Peter A. Wyss, Chefarzt MSK Rehaklinik Bad Zurzach

Stu­di­um der Hu­man­me­di­zin und Pro­mo­ti­on an der Uni­ver­si­tät in Bern; Ap­pro­ba­ti­on 1985; Pro­mo­ti­on 1988. Fach­arzt­aus­bil­dung zum Spe­zi­al­arzt In­ne­re Me­di­zin/​Rheu­ma­to­lo­gie und phy­si­ka­li­sche Me­di­zin/​Re­ha­bi­li­ta­ti­on. Lang­jäh­ri­ge Tä­tig­keit als Ka­der­arzt im Akut­spi­tal mit Co-Lei­tung In­ten­siv­sta­ti­on und Dia­ly­se. Seit 1994 in ZURZACH Care, zu­erst als Ober­arzt, ab 1998 als Lei­ten­der Arzt und seit 2005 als Chef­arzt mit Be­treu­ung der sta­tio­nä­ren Pa­ti­en­ten und am­bu­lan­ter Sprech­stun­de inkl. Kon­si­li­ar-Gut­ach­ter­tä­tig­keit. Lei­ter der von der FMH an­er­kann­ten Wei­ter­bil­dungs­stät­te. FMH-Fach­de­le­gier­ter der Ti­tel­kom­mis­si­on Rheu­ma­to­lo­gie. Su­per­vi­sor für So­no­gra­fie am Be­we­gungs-Ap­pa­rat. Strah­len­schutz-Ex­per­te (BAG) für die kon­ven­tio­nel­le Ra­dio­lo­gi­en.

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