Ganzheitliche Rehabilitation unter einem Dach: Einblicke in die Rehaklinik am Claraspital
Seit rund zwei Jahren betreibt ZURZACH Care in den Räumlichkeiten des Claraspitals in Basel eine unabhängige Rehaklinik für stationäre internistisch-onkologische Rehabilitation. Die Behandlung steht auch allen Patientinnen und Patienten von anderen Spitälern offen. Damit ist die gesamte internistisch-onkologische Behandlungskette mit der Diagnostik sowie kurativen und palliativen Therapien und der Pflege unter einem Dach komplettiert.
Dr. med. Bernard Descœudres-Mathieu, Chefarzt der Rehaklinik Basel im Claraspital, berichtet im Interview über das Angebot für von Krebs oder internistischen Leiden betroffene Patientinnen und Patienten.
Seit dem 1. Juli 2024 sind Sie als neuer Chefarzt in der Rehaklinik Basel von ZURZACH Care tätig. Welche beruflichen Erfahrungen bringen Sie mit und was hat Sie motiviert, sich für die Position des Chefarztes an dieser Rehaklinik zu bewerben?
Nach dem Staatsexamen war ich an vielen Spitälern als Internist und Nephrologe tätig. Anschliessend arbeitete ich mehr als 8 Jahre im Claraspital als Stationsoberarzt in der viszeral-chirurgischen Abteilung. Da ich deshalb die neue Rehaklinik von ZURZACH Care und ihr Umfeld von Beginn an bestens kannte, bewarb ich mich umgehend auf die frei werdende Chefarztstelle. Ein Wechsel zurück in das Fachgebiet der Inneren Medizin fand ich sehr reizvoll, und die Erfahrungen aus dem Claraspital haben mir natürlich den Einstieg wesentlich erleichtert.
Was sind die Kernkompetenzen der Rehaklinik Basel und welche Patientinnen und Patienten kommen zu Ihnen?
Wir sind eine auf internistisch-onkologische Rehabilitation spezialisierte Rehaklinik mit aktuell 27 Betten. Grundsätzlich geht es darum, den Menschen nach einer Behandlung in einem Akutspital so schnell wie möglich die notwendigen Rehabilitations-Massnahmen zugänglich zu machen, um wieder in den Alltag zurück zu finden. Das Claraspital ist eine Topadresse für Abklärungen und Behandlungen insbesondere in den Bereichen Tumorerkrankungen und Bauchchirurgie. Auch aus dem Universitätsspital Basel und anderen umliegenden Spitälern dürfen wir viele onkologische und internistische Patientinnen und Patienten aufnehmen. Mit der Expertise von ZURZACH Care können wir ihnen die optimale interdisziplinäre Rehabilitation bieten. Dabei spielt die Nähe zum Wohnort für viele Betroffene auch eine wichtige Rolle.
Wie eng ist die Zusammenarbeit mit dem Claraspital und welche Vorteile bieten sich für die Patientinnen und Patienten aus dieser Zusammenarbeit?
Für Patientinnen und Patienten, die uns aus dem Claraspital zugewiesen werden, ist die medizinische Zusammenarbeit sehr eng, denn die räumliche Nähe erlaubt beiden Partnern einen direkten fachlichen Austausch. Davon können sie erheblich profitieren. Aber ganz wichtig: Wir sind eine eigenständige Rehaklinik und stehen allen Patientinnen und Patienten zur Verfügung – unabhängig vom Wohnort und der Versicherungsklasse. So ist auch die medizinische Zusammenarbeit mit anderen Spitälern, insbesondere dem Universitätsspital Basel, hervorragend. In sehr vielen weiteren Bereichen bieten sich durch die Zusammenarbeit mit dem Claraspital grosse Vorteile.
Sie sprechen damit die Vorteile im Bereich der Infrastruktur an?
Ja, aber nicht nur: Es stehen uns moderne Therapieräume und der wunderschöne spitaleigene Park zur Verfügung. Zudem beziehen wir beispielsweise die frisch zubereiteten Mahlzeiten oder die Medikamente aus dem Claraspital und nutzen viele wichtige Dienstleistungen aus dem medizinischen Querschnittbereich wie das Labor und das Röntgen. Zusammenfassend ist es für alle, insbesondere für die Patientinnen und Patienten, aber auch für das Personal, eine echte Win-win-Situation.
Können Sie uns ein konkretes Beispiel einer Patientengeschichte schildern?
Beispielsweise betreuen wir Patientinnen und Patienten, die an Blut- oder Lymphdrüsenkrebs erkrankt sind und sich deswegen einer Knochenmarkstransplantation unterziehen mussten. Diese Personen sind im Anschluss an diese zwar lebensrettende, aber äusserst kräftezehrenden Therapie so geschwächt, dass sie zuerst wieder lernen müssen, selbständig aufzustehen und einige Schritte zu gehen. Dabei spielt nebst der intensiven Physio- und Ergotherapie auch die richtige Ernährung eine wichtige Rolle. Zudem muss die psychische Gesundheit mit Hilfe der interdisziplinären psycho-onkologischen Therapien wiedererlangt werden. Wenn diese Personen dann nach wenigen Wochen selbständig und mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht durch den Flur in den Speisesaal spazieren, dann haben wir schon viel erreicht.
«Wir helfen Patientinnen und Patienten, neue Lebenskraft zu schöpfen, damit sie wieder in der Lage sind, ihren Alltag bestmöglich allein zu bewältigen oder mehr Lebensqualität zu erhalten.»
Was können Patientinnen und Patienten von der Rehaklinik Basel erwarten?
Sie können erwarten, dass wir bereits vor ihrem Eintritt bei uns in engem Kontakt mit den bisher behandelnden Ärztinnen und Ärzten stehen. Dadurch wissen wir genau, woran sie leiden und was ihre spezifischen Bedürfnisse sind. So können wir vom ersten Tag an mit einer individuell angepassten Therapie beginnen.
Welche Therapien werden konkret angeboten?
Unsere Basistherapien sind einerseits die Physiotherapie und medizinische Trainingstherapie zur Verbesserung der physischen Leistungsfähigkeit und andererseits die Ergotherapie zur Wiedererlangung der Alltagsfertigkeiten. Auch die psychoonkologischen Therapien zur Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung sind bei uns ganz wichtig; dazu gehören auch die Kreativ-, Musik- und Maltherapie. Die Ernährungstherapie spielt im Genesungsprozess oft ebenfalls eine zentrale Rolle. Die Patientinnen und Patienten lernen bei den Therapien, ihre versteckten Ressourcen zu mobilisieren und sich damit aktiv mit ihren individuellen Möglichkeiten an der Gesundwerdung zu beteiligen. So unterstützen wir unsere Patientinnen und Patienten auf ihrem Weg zurück in ihren Alltag.
Wie wird die Nachsorge organisiert, um sicherzustellen, dass Patienten auch nach ihrer Entlassung optimal betreut werden?
Schon am Eintrittstag bei uns wird mit der Planung der Nachsorge begonnen. So werden alle ambulanten Termine erfasst und koordiniert. Während des Aufenthaltes werden die Patientinnen und Patienten bei Bedarf vom Sozialdienst zu Themen wie berufliche Tätigkeit, Finanzen und Wohnen beraten und betreut. Vor dem Austritt werden dann die nötigen ambulanten Dienste wie Spitex, Mahlzeitendienst und Therapien organisiert. Beim Austritt erhalten die Patientinnen und Patienten einen detaillierten Austrittsbericht mit allen wichtigen Informationen sowie den ambulanten Terminen. Dieser Bericht wird auch allen beteiligten Ärztinnen und Ärzten zugestellt.
Wie schaffen Sie es, bei der intensiven Arbeit in der Klinik selbst gesund und ausgeglichen zu bleiben?
Am besten erhole ich mich mit meiner Familie und bei Ausflügen in die Natur.
Dr. med. Bernard Descœudres-Mathieu ist Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie und bringt eine langjährige Erfahrung und Fachkompetenz mit. Von 2016 bis 2024 war er am Claraspital als Stationsoberarzt in der viszeralchirurgischen Abteilung tätig und kennt daher sowohl das Spital als auch die Rehaklinik und ihr Umfeld bestens. Zuvor war er Leitender Arzt in der Nephrologie am Hôpital du Jura in Porrentruy. Seine berufliche Laufbahn führte ihn durch eine Vielzahl verschiedener Spitäler, darunter jene in Aarberg, Biel, Delémont, Aarau, im Kantonsspital Baselland und im Universitätsspital Basel.
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